Eine neue Meta-Analyse hält den Verzehr von gesättigten Fettsäuren für unbedenklich. Industriell erzeugte trans-Fettsäuren gehen der Publikation im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2015; 351: h3978) zufolge dagegen mit einem erhöhten Risiko von Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder einem Typ 2-Diabetes einher.

Anlass für die neue Untersuchung war eine im letzten Jahr von Wissenschaftlern der University of Cambridge veröffentlichte Meta-Analyse. Rajiv Chowdhury und Mitarbeiter waren in den Annals of Internal Medicine (2014; 160: 398-406) zu dem Ergebnis gelangt, dass der Verzehr von gesättigten Fettsäuren, anders als bislang angenommen, nicht das Risiko auf eine koronare Herzkrankheit erhöht.

Dies war ein überraschender Befund, da die meisten Ernährungswissenschaftler vor einem hohen Konsum von gesättigten Fettsäuren warnen, die vor allem in tierischen Produkten wie Butter, Kuhmilch, Fleisch, Lachs und Eigelb, sowie in einigen pflanzlichen Produkten wie Schokolade und Palmöl enthalten sind. Die Bevölkerung sollte ihren Empfehlungen zufolge nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Kalorien in Form von gesättigten Fettsäuren aufnehmen.

Andere Studien haben im letzten Jahrzehnt den Verzehr von Transfetten mit einem erhöhen Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung gebracht. In den USA, aber auch in Dänemark hat dies bereits zu gesetzlichen Restriktionen geführt. Transfette gehören zu den ungesättigten Fetten. Sie werden hauptsächlich industriell aus Pflanzenölen hergestellt: In einer Hydrierung werden die Fette gehärtet.

Transfette werden häufig für industriell produzierte Nahrungsmittel wie Snacks und Backwaren benutzt und als Frittierfett angeboten. Transfette können jedoch auch in geringerer Menge in Fleisch- und Milchprodukten enthalten sein, da es in den Mägen von Wiederkäuern zu einer Umwandlung ungesättigter Fettsäuren in Transfette kommen kann.

Russell de Souza von der Michael G. DeGroote School of Medicine in Hamilton/Ontario und Mitarbeiter haben jetzt erneut die Daten aus insgesamt 73 Publikationen ausgewertet. Sie konnten dabei die Ergebnisse von Chowdhury bestätigen. Auch die kanadischen Forscher kommen zu dem Schluss, dass gesättigte Fettsäuren nicht mit einem Anstieg der Gesamtmortalität (relatives Risiko RR 0,99, 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,91-1,09), der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit (RR 0,97: 0,84-1,12), der Gesamtzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (RR 1,06: 0,95-1,17), ischämischen Schlaganfällen (RR 1,02, 0,90-1,15) oder einem Typ 2-Diabetes (0,95: 0,88-1,03) assoziiert sind.

Ganz anders sehen die Ergebnisse zu den Transfetten aus: Ihr vermehrter Konsum erhöhte die Gesamtsterblichkeit um 34 Prozent (RR 1,34; 1,16-1,56), die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um 28 Prozent (RR 1,28; 1,09-1,50) und die Gesamtzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 21 Prozent (RR 1,21; 1,10-1,33). Die Assoziationen zum ischämischen Schlaganfall (RR 1,07: 0,88-1,28) und zum Typ 2-Diabetes (RR 1,10; 0,95-1,27) waren dagegen nicht signifikant.

Die Risiken waren laut den Berechnungen von Souza auf industriell hergestellte Transfette beschränkt. Für die in den Mägen von Wiederkäuern entstandenen „natürlichen“ Transfette wurde kein erhöhtes Risiko gefunden. Die in den Mägen der Wiederkäuer entstehende trans-Palmitoleinsäure war sogar invers mit dem Typ 2-Diabetes assoziiert (RR 0,58: 0,46-0,74). Ihr Verzehr könnte demnach eine Schutzwirkung entfalten.

Ob die Ergebnisse jedoch die Wirklichkeit korrekt widerspiegeln, ist nicht sicher. Die Forscher haben ihre Ergebnisse nach den GRADE-Kriterien bewertet. Die Qualität der Assoziationen zwischen gesättigten Fettsäuren und allen Endpunkten wurde als „sehr gering“ eingestuft. Bei den Trans-Fettsäuren wurde die Qualität bei den Herz-Kreislauf-Endpunkten als „mäßig“ eingestuft. Alle anderen Assoziationen waren ebenfalls „sehr niedrig“ beziehungsweise „niedrig“.

Hinzu kommt, dass die Berechnungen zumeist auf den Ergebnissen von prospektiven Beobachtungsstudien beruhen, die eine Kausalität nicht belegen können. Die Debatte um die richtige Zusammensetzung dürfte deshalb weiter anhalten. Gewiss erscheint nur, dass ein „zu viel“ in jedem Fall schadet. Die Adipositas ist ein etablierter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ 2-Diabetes und auch für einige Krebser­krankungen.

Quelle: www.aerzteblatt.de
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